Misteln

Die Misteln (Viscum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae), nach einer alternativen Klassifikation in einer wiedererrichteten Familie Viscaceae. Sie sind mit etwa 70 bis 120 Arten in der Alten Welt verbreitet, mit Verbreitungszentrum im südlichen Afrika und auf Madagaskar. Wenige Arten erreichen gemäßigte (temperate) Klimazonen.

Mistel-Arten sind immergrüne oder schuppenblättrige Halbschmarotzer, die auf Bäumen oder Sträuchern wachsen, meist zweikeimblättrigen, wenige Arten auf Nadelhölzern. Etwa zehn Arten parasitieren auf Arten der Riemenblumengewächse, die selbst parasitisch auf Bäumen wachsen, sind also Hyperparasiten. Die größeren Arten erreichen eine Länge von etwa 2 Meter, die Europäische Mistel als eine der größten maximal etwa 2,5 Meter, daneben existieren Zwergpflanzen von wenigen Millimeter Länge. Misteln sind im Wirtsgewebe durch ein Haustorium genanntes Organ verankert, das bei der Gattung aus der Keimwurzel (Radicula) hervorgeht, auf der Rinde kriechende (epikortikale) Wurzeln mit sekundären Haustorien werden nicht ausgebildet. Häufig werden aber Wurzelstränge im Holz des Wirts, oberhalb von dessen Kambium gebildet, von denen im Xylem verankerte Senkwurzeln abgehen. Aus diesen kann dann an anderer Stelle ein neuer exophyter Trieb aus dem Wirtsgewebe hervorbrechen. Die endophytischen, im Wirtsgewebe verborgenen Teile der Pflanze sind bei Misteln ebenfalls grün gefärbt. Die freien (exophyten) Triebe sind meist verholzt, aber leicht brüchig, bei einigen afrikanischen Arten krautig, bei sehr wenigen wie etwa Viscum capense sukkulent. Sie sind aufrecht oder hängend, grün gefärbt und unbehaart, stielrund, abgeflacht (oft bei unbeblätterten Arten) oder vierkantig und je nach Art unterschiedlich verzweigt, meist gabelteilig (dichotom). Bei vielen Arten, so bei der europäischen weißbeerigen Mistel, wird jedes Jahr aus einer Knospe ein neuer Triebabschnitt gebildet, der nur aus einem langen Internodium, am Ende mit zwei gegenständigen Blättern und einer terminalen Infloreszenz besteht; neue Triebe entstehen im nächsten Jahr aus den achselständigen Blattknospen (ein Dichasium). Dadurch resultiert ein sehr regelmäßiges Verzweigungsmuster. Die gegenständigen Laubblätter sind ganzrandig, bei manchen Arten zu Schuppenblättern reduziert.

Im Extremfall (bei Viscum minimum) befindet sich mit Ausnahme der Blüten fast die gesamte Pflanze innerhalb des Wirtes. Die etwa drei Millimeter langen Triebe tragen winzige grüne Blätter. Die Frucht, eine einzelne Beere, besitzt ein Vielfaches der Größe der sie tragenden Pflanze.